Planung und Bau des Bleichmeisterhauses
Damit der Bleichmeister bei wachsender Auftragslage vor Ort war, wurde Ihm von staatlicher Seite ein Haus gebaut.
Dieser Bau deckte sich mit der Anstellung des Bleichmeisters Alwin Schreckenbach, im Jahre 1890.
Die folgende Aufstellung wurde am 26. Mai 1887 von dem Baurath Koppen in Einbeck geschrieben,
und ist unter der Bezeichnung Hann.100 NOM 1754 im Staatsarchiv Hannover archiviert.
Anlagen: 1 Kostenanschlag mit Vorberechnung, Hann.100 NOM 754 10 Blatt Zeichnung
Dienstliche Veranlassung zur Aufstellung des Bauprojectes, Bauprogramm
Es ist in dem Dorfe zu Sohlingen eine angemessene Wohnung für den Bleichmeister der Königlichen Musterbleiche nicht zu erhalten, und ist es daher ein dringende Bedürfniß für den genannten Beamten ein Dienstgebäude zu erbauen, welches unmittelbar bei den Bleichplätzen und den Geschäftslocalen liegt.
Der Herr Minister für Handel und Gewerbe hat sich mit den Vorschlägen zur Errichtung eines Etablissements einverstanden erklärt und ist bereits das Erforderliche über Größe und Baustelle festgesetzt und ist bei Aufstellung des definitiven Projectes und des Kostenanschlages eine Herabminderung der früher in Voranschlag angenommenen Baukosten erzielt, indem der Bau nur zu 16.100 Mark festgestellt wurde.
Der Auftrag zur speziellen Ausarbeitung des Projects ist unter 16. v.M. vom Herrn Regierungspräsidenten gegeben und die größte Sparsamkeit dabei empfohlen.
Beschaffenheit der Baustelle:
Es ist angemessen befunden, das neu zu erbauende Dienstgebäude, wie aus dem Situationsplan ersichtlich, unmittelbar vor den Bleichplätzen zu errichten und ist das Wirtschaftgebäude in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Wohngebäude gebracht.
In der Nähe ist gutes Trinkwasser zu haben und ist ein besonderer Brunnen nicht erforderlich.
Beschaffenheit des Baugrundes:
Der Baugrund ist fester Lehmboden und sind Terrainschwierigkeiten nicht vorhanden.
Das Grundwasser liegt unter der Kellersohle.
Bauproject:
Das Wohngebäude hat unter den Stuben, Küche und Vorplatz ein Kellergeschoß mit fünf Kellerräumen, in welchen in einem Raum der Backofen angebracht ist.
Im Erdgeschoß sind zwei Stuben, 1 Küche, Waschküche, Speisekammer und der Abort; im 2.ten Geschoß drei Stuben, zwei Kammern und ist im Dachgeschoß Mädchenkammer, Vorrathskammer und genügend Dachraum.
Die äußeren Wände werden von Ziegelsteinmauerwerk ausgeführt, im 2.ten Geschoß sind die inneren Wände von Fachwerk.
Das Wirtschaftsgebäude ist der Feuersicherheit wegen vom Wohnhaus durch eine bis unter die Dachpfannen reichende Mauer getrennt.
Im Wirtschaftsgebäude befindet sich ein Stall für 1 Pferd und 3 Stück Kühe, ein Schweinestall, darüber Hühnerstall und eine Futterkammer.
Zur Aufbewahrung des Viehfutters ist über den Wirtschaftsräumen ein genügender Raum vorhanden.
Bei der Veranschlagung sind in feuer- und baupolizeilicher Hinsicht die im Regierungsbezirk Hildesheim bestehenden Bestimmungen beachtet.
Neben dem Wirtschaftsgebäude liegt am Giebel der Holzstall.
Urheberrecht der Baupläne:
Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsichen Landesarchivs.
Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.
Bauart
Das Erdgeschoß im Wohngebäude erhält eine lichte Höhe von 3 m, das 2.te Geschoß ebenwohl 3 m.
Das Dachgeschoß wird vom Giebel ab bis zur Dachspitze 3 m hoch und der Keller von Pflasteroberkante bis Fußboden des 1.ten Geschosses 2,5 m hoch.
Die Höhe des des unteren Fußbodens, vom Terrain ab, beträgt 1 m.
Was die Materialien betrifft, so wird bemerkt, dass die Bedeckung der Dächer mit Falzziegeln angenommen ist.
Diese Ziegel werden von Oeynhausen, Höxter, Grossalmerode und der Möncheberger Gewerkschaft bei Cassel gut zu beziehen sein und kosten bis zur Baustelle etwa 120 Mark.
Die Ziegelsteine sind von Fredelsloh, Einbeck, Northeim und Wellersen zu beziehen und kosten diese bis franco Baustelle etwa 36 bis 40 Mark.
Die Steine zu den Fundamenten sind in einer Entfernung von 3 Kilometer zu haben.
Der Brecherlohn ist zu 1 ½ Mark, der Fuhrlohn zu 2 bis 2 ½ Mark pro Cubikmeter anzunehmen.
Das Eichen- und Tannenholz wird von Northeim zu beziehen sein und kostet das Eichenholz 70 Mark, das Tannenholz 44 Mark pro Cubikmeter franco Baustelle.
Lehm findet sich in der Nähe, der Sand und die Pflastersteine müssen auf eine Entfernung von 6 Kilometer angefahren werden.
Kalk ist auf etwa 8 Kilometer weit anzufahren und ist der Cubikmeter Kalkmörtel zu 8 Mark zu berechnen.
Bauausführung:
Es wird beabsichtigt den Bau im Jahre 1888 anzufangen und nachdem die Gebäude im Winter genügend ausgetrocknet, bis Anfang Juli 1889 zu vollenden.
Die Beaufsichtigung beim Bau müsste der Bleichmeister mit übernehmen, wenn nicht ein besonderer Aufsichtbeamter angenommen werden sollte.
Baukosten:
Die Gesamtkosten sind ohne Aufsichtskosten zu 16.100 Mark veranschlagt.
Das Wohnhaus zu 13.000 Mark, das Wirtschaftsgebäude zu 2.450 Mark, der Holzstall zu 260 Mark und sind für Einfriedigungen, Pflasterungen p.p. noch 390 Mark angenommen.
Der Quadratinhalt des Wohnhauses ist 11,3 x 7,4 und 3,98 x 7,96 = 115,3 qm; es kostet demzufolge der qm = 112,8 Mark.
Der Inhalt des Wirtschaftsgebäudes ist 7,96 x 5,08 = 42,8 qm; es kostet der qm = 57,4 Mark.
Der Inhalt des Holzstalles ist 6,96 x 2,66 = 18,4 qm, es kostet der qm = 14,1 Mark.
Das Wohngebäude hält, die Höhe von Oberkante Fundament, (Kellersohle) bis über Rahmstück unter Dach angenommen 9,15 x 115,3 = 1.055 cbm, es kostet demzufolge der Cubikmeter Rauminhalt = 12,3 Mark.
Das Oeconomiegebäude hält die Höhe von Oberkante Fundament bis über Rahmstück unter Dach angenommen 42,8 x 5,45 = 233,2 cbm, es kostet demzufolge der Cubikmeter Rauminhalt = 10,5 Mark.
Der Holzstall hält 18,51 x 2,2 = 40,7 cbm, es kostet der Cubikmeter = 6 Mark.
Die Kosten werden vom Fiskus allein bestritten.