Jahrhundertwinter 1939 - 1940 in Europa

Wesereis 1939 - 1940

Wesereis zwischen Bodenfelde und Wahmbeck im Winter 1939 / 1940.

Eine Kältewelle legte sich im Winter 1939 - 1940 über ganz Europa. Sämtliche Flüße waren zugefroren,
der Schiffsverkehr komplett lahmgelegt.
Eisblöcke auf der Donau und 10 cm Schnee in Rom.
Die Ostsee war im Februar 1940 völlig zugefroren.
Man konnte zu Fuß von Schweden nach Dänemark und nach Ostdeutschland.
Das war der strengste Winter in Europa seit 100 Jahren,
trotzdem die Winter im 19. Jahrhundert immer milder ausgefallen sind.
Drei der kältesten Winter folgten aufeinander.
Das waren 1939/1940; 1940/1941 und 1941/1942.
Dafür gibt es verschiedene Ursachen, die nicht ausreichend erforscht worden sind.

Weser zwischen Bodenfelde - Wahmbeck

Im Winter 1939 / 1940 war auch die Weser zugefroren.

Wie auf den beiden Bilder zu sehen ist, war die Weser bei Bodenfelde zugefroren.

Blick vom Kahlberg - Richtung Bodenfelde

Das Eis bricht!

Blick aufs Forsthaus Gieselwerder

Katastrophe

Im Frühjahr, genau am 28.02.1940, brach das Eis um 7 Uhr in der Früh
und staute sich ca. 1000 Meter unterhalb von Wahmbeck auf.
Innerhalb einer Viertelstunde kam es zu einem Rückstau und zur Überflutung vom unteren Teil von Wahmbeck.
Angeforderte Pioniere der Wehrmacht, die das Eis sprengen sollten, waren schon an der Werra
und mussten an der Wassermühle Eissprengungen vornehmen.

Inselbildung Wahmbeck

Wahmbeck vom Kahlberg aus fotografiert

Die Leute wurden im Schlaf überrascht.

Das Vieh musste aus dem überschwemmten Teil des Dorfes in höhere Lagen in Sicherheit gebracht werden.

Hochwasser mit Eisgang 1940

Lattenkahn

Transportmittel im Ort

Um von ihren Häusern aufs Festland zu kommen, nutzten diverse Transportmittel wie Lattenkähne und Flöße.

Hochwasser innerorts

Floßfahrt

Fähre Wahmbeck innerorts

Floßfahrt im Winkel.

Eisschollen am evangelischen Landwohnheim

Eisschollen am evangelischen Landwohnheim

- Handgeschriebene Notizen von Herbert Grote
(Vater von Ortsheimatpfleger Wahmbeck - Hermann Grote) -

Die Weser war im Winter 1939 / 40 zugefroren.
Im Frühjahr brach das Eis, die Eismassen setzten sich 1 KM unterhalb von Wahmbeck fest,
bildeten einen Damm und das Wasser trug das Eis bis ins Dorf.
Bis Pfingsten lag noch Eis auf den Wiesen.

Wesereis stapelt sich am Forsthaus

Forsthaus Gieselwerder

Fähre Wahmbeck

Fährmann Karl Otte (geb. 1900) beim alten Forsthaus Gieselwerder.
Das Forsthaus steht auf der anderen Seite von Wahmbeck nahe Gewissenruh.
Das ist der Fähranleger an der B 80, zwischen Gieselwerder und Bad Karlshafen.

Eisschollen an der Weserstrasse

Weserwiesen mit Eisschollen

Bis im Mai hinein, dauerte es, bis das letzte Eis geschmolzen war.

 

Wesereis

Eisschollen auf der Weserstrasse

Wesereis auf der Weserstrasse Richtung Bodenfelde.

Auf dem Foto sind Karl und Erna Bunzendahl, mit ihren Kindern Albert und Hermann zu sehen.

HNA - Artikel - Teil 1

Weserhochwasser bedroht Wahmbeck

Dieser Artikel wurde am 18. September 1999 in der HNA veröffentlicht.

Hier handelte es sich um eine Serie der HNA-Redaktion Northeim.
Unter dem Titel "Teil 24: Die Geschichte unseres Jahrhunderts".
In diesem Fall sind es die Jugenderinnerungen von Ortsheimatpfleger Hermann Grote aus Wahmbeck an 1940,
als die zugefrorene Weser Wahmbeck bedrohte.
Aufzeichnungen von Ortsheimatpfleger Wahmbeck - Hermann Grote (geb. 19.11.1946),
die ihm sein Vater Herbert Grote (geb. 04.02.1922) erzählt hat.
Es war im Kriegsjahr 1940, ein normaler Wintertag, Mittwoch, der 28. Februar.
Die Weser war zugefroren, wie meist am Ende des Winters.
In Wahmbeck sagte man: „Ehe der Februar nicht vorbei ist, kann die Weser noch zufrieren.“
Man hatte sich daran gewöhnt, eine zugefrorene Weser war besser als Hochwasser.
Es war eine gewohnte Sache.
Man ging zur Weser, traf andere Einwohner, sprach mit dem Fährmann,
der jeden Morgen die Fähre vom Eis freihalten musste.
Es war Krieg, man diskutierte und war überzeugt, dass der Krieg bald zu Ende wäre.
Gefahr von der Weser hatte man nicht einkalkuliert.
Es war ganz ruhig an der Weser.
An diesem Morgen kam es ganz anders!
Gegen sieben Uhr hörte man ein Knirschen und Krachen.
Man hörte es nicht nur an der Weser, sondern auch im ganzen Dorf.
Das Eis war geborsten und setzte sich in Bewegung.
Etwa 1000 m unterhalb setzte sich das Eis wieder fest,
wurde übereinander geschoben und sperrte das Tal ab.
Innerhalb von 15 Minuten stand das tiefer gelegene Teil des Dorfes unter Wasser.
Die Bewohner wurden aufgeschreckt, es war ja Winter, die meisten schliefen noch.
Die Kinder mussten zur Schule, einige Erwachsene mussten noch zur Arbeit, auch nach außerhalb.
In einem Haus des westlichen Randbezirks hatte die Mutter ihre Kinder,
die schulpflichtig waren, aus den Betten gejagt, zum Anziehen blieb keine Zeit.
Sie raffte die Kleidung zusammen und die Kinder liefen im Schlafrock,
mit dem Bündel im Arm, zu den höher gelegenen Teil des Ortes.
Das Wasser stieg so schnell, dass keiner mehr auf normalen Weg aus dem Ort kam.
Auch oberhalb von Wahmbeck wurde die Weser durch das Eis gestaut
und Wahmbeck wurde über den alten Umlauf der Weser vom Wasser und Eis eingeschlossen.
Das hatte alles kaum 20 Minuten gedauert.
Mit dem Lattenschiff der Fähre fuhr der älteste Sohn und zwei Begleiter
zu dem erwähnten Haus (Arnemann) und holten Bekleidung und Essen.
Das Vieh musste auch aus dem überschwemmten Teil des Ortes in Sicherheit gebracht werden.
Angeforderte Pioniere der Wehrmacht, die das Eis sprengen sollten,
waren schon an der Werra und mussten an einer Wassermühle Eissprengungen vornehmen.
Das aufgestaute Wasser lief relativ schnell ab.
Das Eis aber blieb liegen und versperrte die Verbindung nach Bodenfelde.
Es dauerte bis in den Mai hinein, bis das letzte Eis geschmolzen war.

HNA - Artikel - Teil 2

Weserwiesen mit Eisschollen

Ein weiterer Artikel erfolgte durch HNA-Mitarbeiter Jürgen Dumnitz am 28.02.2009

Hier berichtete Frau Margret Warnecke aus Bodenfelde über ihre Erlebnisse zu den Wintern in den 1940er Jahren.

HNA - Artikel - Teil 3

Barriere und Bedrohung

Das Hochwasser machte den Weserdörfern zu schaffen.

Dieser Artikel wurde am 12.02.2003 von Dr. Wolfgang Schäfer, Lippolsberg, Stadtarchivar Uslar a.D.,
in der HNA - Serie - Geschichten der Sollinger -, veröffentlicht.
Vielen Dank an dieser Stelle an die HNA, die mir die Veröffentlichung der Artikel gestattet.

Das Autorenteam

Dietmar Wieneke und Helmut Schreckenbach

für diesen Beitrag sind:

Links: Dietmar Wieneke - Offensen
Rechts: Hermann Grote - Wahmbeck
Danke an dieser Stelle an Heidi Schoolmann - Wahmbeck,
Christian Ilse - Bodenfelde, die Fotos zum Beitrag zugesteuert haben.
Danke auch an Andreas Rosenhagen aus Wahmbeck,
der den Kontakt zu Frau Schoolmann hergestellt und somit das Rad zum Rollen gebracht hat.

Fotoshow - Wesereis

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